GmkLK – Abschlussfahrt

Paris-(s)trip Gmk-LK

Zuerst wäre quasi in einer Art Prolog zu erwähnen, wie es überhaupt dazu kam, dass wir entgegen dem klar geäußertem Grundsatz unseres Tutors, kein Ziel außerhalb Hessens anzusteuern, schließlich doch in den Genuss kamen, in so eine „profane und oberflächliche“ Weltmetropole zu fahren. Auf Initiative unseres Gurus sollten wir eigentlich eine Woche lang im entlegenen Marburg eine persönlichkeitsfördernde Reise in unser tiefstes Innere unternehmen. In einigen geopferten Unterrichtsstunden war es Herrn Jost bereits in harter Überzeugungsarbeit gelungen, doch ein wenig Interesse auf der Schülerseite zu wecken. Bis eines schönen Tages im August, wir waren gerade damit beschäftigt, um etwas längere Ausgangszeiten in dieser großen Weltstadt zu feilschen, uns auffiel, dass unser Tutor die Reservierung unseres Quartiers zu einem falschen Termin vorgenommen hatte.- Er war wohl zu diesem Zeitpunkt mit höher geistigen Dingen beschäftigt! Tags darauf stellte sich heraus, dass es nun leider unmöglich war zu dem früheren Termin eine Bleibe in unserem auserkorenen Ziel zu bekommen. (Zugegeben, einige niedere Subjekte des Kurses waren bereit nichts unversucht zu lassen den Status Quo – kein Marburg, keine Reise ins Innere – um jeden Preis zu erhalten. Dies war glücklicherweise nicht nötig.) Infolge der prekären Situation zeigte sich Herr Jost nun deutlich kooperativer bezüglich unserer Reisewünsche. Martin L.: „Wie war’s mit Pilsen, da ist das Bier billiger“…

Als der allgemeine Beschluss gefasst war, nun nach Paris zu fahren konnten sich die meisten offener Erleichterung nicht erwehren.

Doch nun zur Fahrt selbst:

Samstag, 19.09.92 Mit einer gut ausgeklügelten kulturellen Planung unseres Tutors und den exakten Reisedaten unseres wandelnden Fahrplanes Stefan Wedel bestens gerüstet, machten wir uns auf die achtstündige Eurocityfahrt gen Paris. Während der Fahrt vertrieben wir uns bereits die Zeit mit einem gemütlichen Schwätzchen im Speisewagen mit Herrn Jost, der nach zwei Bier noch gesprächiger wurde. Nach einem langen Gepäckmarsch quer durch Paris gelangten wir am frühen Abend schließlich an unserer Jugendherberge an und verteilten uns auf die uns zugewiesenen Dreibettzimmer. Die Erwähnung Christoph Wagners, der sich selbstlos und heroisch bereiterklärte, das Quartier mit Stefan Wedel und Herrn Jost zu teilen darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Schon am ersten Abend konnten wir uns mit dem raffinierten sanitären System der Jugendherberge vertraut machen. Die Temperierung des Duschwassers erfolgte nicht etwa mittels eines Reglers sondern war etagenweise aufgeteilt! Während man im achten Stock wie ein Hummer lebendig gekocht wurde, konnte man sich in tieferen Regionen des Hauses auch mit einem Eisregen erfrischen.

Am Abend ging es noch zum nahegelegenen cimetiere Pere Lachaise, wo wir das als Kultstätte bekannte Grab von Jim Morrison aufsuchten. Danach genossen wir noch zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages die tolle Stimmung der Champs Elysees und des Place de la Concorde zur Dämmerstunde.

Sonntag, 20.09.93 Nach einem mäßigen Frühstück a la francaise – sprich einem Stückchen Baguette, Butter, etwas Confiture und einer bol Cafe – sind wir erst mal im nächsten Supermarkt einkaufen gegangen. Hernach ging’s directement zum Musee Carnavalet, dem Museum über die Stadtgeschichte von Paris. Weiter ging’s mit der metro zur Ile de la cite, wo wir die Notre Dame besichtigten. Danach überredete uns Herr Jost glücklicherweise, dem teuer erscheinenden Eintritt zu Trotz, in die Sainte Chapelle, der ältesten und architektonisch sicher interessantesten Kapelle der Stadt. Alle waren dort von der Farbenpracht der 13 original erhaltenen Kirchenfenster im oberen Stockwerk des Baus. Anschließend ging’s in die Conciergerie, dem ehemaligen Stadtgefängniss, wo auch Marie Antoinette vor ihrer Exekution gefangen gehalten wurde. Uns wollte man dort nicht behalten! Über die Pont Neuf gingen wir schließlich ins Quartier Latin wo das offizielle Tagesprogramm endete.

Montag, 21.09.93 An diesem Tag stand der Besuch des weit über die Grenzen Frankreichs berühmten Louvre auf dem Plan. Nachdem die beiden Dolmetscher des Kurses einen günstigeren Gruppentarif erfeilscht hatten, zogen wir in kleinen Gruppen aus, den Museumswärtern, das Fürchten zu lehren! – Spruch zu Mark A.: „Immer der Nase nach!“ – Von besonderem Interesse waren hier vor allem die ägyptische Ausstellung wie auch einige berühmte Statuen (Venus von Milo „die Tuss ohne Arme!“, sowie eine sehr interessante, liegende Dame, die sich bei näherer Betrachtung nicht mehr als solche definieren ließ!). Nach dem Louvre ging’s zur Kirche Saint Germain des Pres. Schließlich suchten wir vor der Mittagspause noch das Grab Napoleon Bonapartes im Invalidendom auf. Für 17.00 Uhr hatten wir uns am Grand Arche in der Defense verabredet. Gegen 17.30 Uhr, waren wir soweit alle, mit Ausnahme der Delegation des Herrn Jost, unter dem gigantischen Torbogen (hochgenug, um Notre Dame darunter zu stellen) eingetroffen und begannen darüber zu witzeln und zu Rätzeln was wohl unserem Chefchen widerfahren sein mochte. Gute 15 Minuten später trudelten schließlich auch Martin, Christoph und unser Tutor ein, der sofort Christoph für ihre Verspätung verantwortlich machte.

Dienstag, 22.09.93 Nach einer längeren Metrofahrt quer durch Paris, unter der souveränen Leitung des Maitre Wedel stiegen wir beim Eiffelturm aus. Eine Delegation erklomm gemeinsam mit Herrn Jost auf sportliche Art den Turm per Treppe, während der restliche Kurs, vor allem tue Raucher, den Fahrstuhl vorzogen. Nachdem wir die Aussicht hinreichend genossen hatten, stiegen wir wieder hinab und suchten das Musée Rodin nebst Garten auf. Nachdem alle die berühmte Denkerpose ausprobiert hatten, wurden die „braven“ Schüler in die Freizeit entlassen. Abends nahmen sich noch einige die Zeit, mit der Metro zum Place Pigalle um das Viertel nächtlicher Freuden zu durchstreifen.

Mittwoch, 23.09.93 Nun stand der Tagesausflug zu den Prachtbauten des Roi de Soleil nach Versaille an. Nach längerer Wartezeit vor den Gemächern durchquerten wir die prunkvoll gestalteten Räume und gingen anschließend durch den Park. Eine kleine Gruppe abtrünniger folgte dort dem Motto des Sonnenkönigs „L’ETAT C’EST MOI“ und zog es vor das schöne Wetter zu genießen, anstelle mit Herrn Jost den ländlichen Musterbauernhof des Schlosses aufzusuchen. Anschließend durchstreiften wir zum Mittagessen das Städtchen Versaille. Andi fand sogar hier seinen lebensnotwendigen McDonalds-Hamburger! Auf der Rückfahrt wurden wir Zeuge eines „Ausrasters“ des Herrn Jost, nachdem Stefan jeden einzelnen von uns auf den unhaltbaren Zustand einer nicht sachgemäß verschlossenen Zugtür eindringlichst hingewiesen hatte. Schließlich drohte Herr Jost völlig entnervt, jeden zu lynchen der Stefan nochmal darauf anzusprechen wagte.

Donnerstag, 24.09.93 Dieser Tag stand zur freien und individuellen Selbstgestaltung zur Verfügung. Einige nutzten ihn, um das europäische Abbild amerikanischer (Sub)kultur EURODISNEY aufzusuchen. Andere zogen es vor, entweder ausgiebig materiellen Gehissten nachzugehen und verfielen in einen mittleren Kaufrausch. Die besonders Kunst- und Kulturinteressierten besuchten noch das Musée D’Orsay.

Freitag, 25.09.93 Dieser Tag galt der Erkundung des nördlich der Saine gelegenen Stadteils. Zuerst stiegen wir zur Sacre Coeur hinauf. Dort bot sich uns außer einer grandiosen Aussicht noch ein lustiges Schauspiel. Wir wurden Zeuge, wie schnell bei einer Polizeirazzia die wahrlich „fliegenden“ schwarzen Händler ihre Waren in riesige Taschen und Tücher stopften und genauso schnell in alle Himmelsrichtungen verschwanden, aus denen sie wenige Minuten später wieder heraneilten. Anschließend schweiften wir durch das nahe Künstlerviertel Montmartre und schafften es sogar, unportraitiert zum Centre Pompidou zu fahren. Nachdem wir den Animateuren und Feuerschluckern vor dem kuriosen Komplex zugeschaut hatten ließen wir die modernen, expressionistischen Werke auf uns „wirken“. Im Kloster von Cluny besichtigten wir schließlich die urrrrrralten Wandteppiche (Gobelins). Einige von uns suchten am späten Nachmittag noch die Delikatessentempel der Stadt auf (FAUCHON u. ä.) und kauften ein paar Leckerbissen für ein gepflegtes Schlemmeressen auf einem der Zimmer in der Jugendherberge ein. Christoph wurde von zwei spendablen und ihm zum Dank verpflichteten Mitschülern hierzu eingeladen.

Samstag, 26.09.93 Der freie Vormittag galt dem Ausräumen, Kofferpacken und dem Auffrischen der Fresspakete für die bevorstehende Heimfahrt. Nun galt es Abschied zu nehmen von frischen Baguettes, Pains au chocolat und Croissants Abschied zu nehmen. Nachmittags bestiegen wir wieder den Eurocity Victor Hugo und traten die Heimfahrt an. Gegen 23.00 Uhr kamen wir schließlich in Bad Nauheim an. Nach einem letzten Gruppenphoto entließ uns unser Tutor mit den mahnenden Worten: „Das ihr mir am Montag aber auch alle in den Unterricht kommt!“ Bliebe zum Abschluss noch zu erwähnen, dass der gesamte Gmk-Kurs an besagtem Montag vollzählig und in alter Frische vergebens auf seinen Tutor wartete…Dieser musste seine Blasen der vergangenen Woche kurieren.

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