DeutschLK – Abschlussfahrt

Eigentlich wollte unser Kurs ja nur eine Segelboottour machen. Aber da zwei von uns seekrank waren, mussten wir uns von dieser Idee wieder verabschieden. Wir überlegten uns also andere Zielorte und nach einer Abstimmung stand fest, dass wir nach Wien fahren würden. Da unser Herr Tutor, Herr Simon, nicht mitfahren wollte, mussten wir uns darum kümmern, einen anderen Lehrer zu finden. Genaugenommen um zwei, denn es sollten eigentlich zwei Begleitpersonen dabei sein. Es wurde unter anderem Herr Bothe gefragt, der sich dann auch dazu bereiterklärte. Doch da unser Kurs aus 22 Mädchen und zwei Jungen bestand, war es angebracht, noch eine Frau als Begleitperson zu bekommen. Frau Geyer-Hoinka stellte sich dafür zur Verfügung. Und so war dieses, unser größtes Problem, gelöst.

Inzwischen hatten Regina und Sabine erklärt, dass sie nicht mitfahren wollten. Und sie blieben nicht die einzigen, die nicht an dieser Fahrt teilnahmen. Ihnen folgten noch Franziska und Shana kurz vor der Fahrt. Diese Fahrt schien unter keinem guten Stern zu stehen. Wenige Tage vor der Fahrt sagte Frau Geyer-Hoinka ab. Wir hatten nun das Problem, dass wir in kurzer Zeit Ersatz finden mussten. Es herrschte helle Aufregung, die jedoch nicht auf Herrn Bothe übergriff. Ihn herrührte die Absage recht wenig. Er meinte, er würde auch alleine mit uns fahren. Da wir von der Direktion dafür das “ Okay “ bekamen, stand unserer Fahrt nichts mehr im Weg. Aber unser schlechter Stern verließ uns nicht.

Montag 14.9.1993: Wir wollten uns um 5.30 Uhr auf dem KBS-Parkplatz treffen, wo der Bus stehen sollte, ich betone „sollte“ und wir dann um 6.00 Uhr losfahren wollten, wobei ich hier „wollten“ betonen muss, denn der Bus war bis 6.00 Uhr noch nicht da. Es stand zwar ein Bus auf dem Parkplatz und der fahr auch nach Wien, aber nicht mit uns, sondern mit einer Klasse der KBS und um 8.00 Uhr. Auch die Mitteilung, dass Christine krank geworden sei, trug logischerweise nicht zur Besserung unserer Stimmung bei. Plötzlich rief Anke: „Da ist eben ein Bus vorbeigefahren!“. Alle schauten in Richtung Salinen, aber keiner konnte einen Bus sehen. Entsprechend glaubte ihr niemand. Doch um 6.30 Uhr stellte sich heraus, dass sie recht gehabt hatte, denn dann kam unser Bus. Der Fahrer war eine Stunde lang durch Bad Nauheim geirrt und hatte den KBS-Parkplatz gesucht. Dabei steht doch ein schönes, großes Schild an der Straße! Aber wir waren nur froh, dass er endlich da war und unsere Fahrt nun wirklich und wahrhaftig beginnen konnte. Um 7.00 Uhr! Dabei stellten wir fest, dass dieser Busfahrer reichlich unfreundlich war und wir trauerten dem nach, der noch auf dem Parkplatz war und auf die KBS-Klasse wartete. An einem Rastplatz schien uns unser „schlechter Stern“, unter dem wir reisten, für kurze Zeit verlassen zu haben, denn dort wartete ein anderer Busfahrer, der uns nach Wien fahren, und uns die ganzen Tage dort mit dem Bus zur Verfügung stehen sollte. Und dieser Busfahrer war ausgesprochen nett.

 

Um 18 30 Uhr kamen wir in Wien an. Der erste Eindruck war trist und grau Es regnete und das wirkte sehr bedrückend auf unsere Stimmung. Herr Bothe und der Fahrer schafften es durch Teamwork unsere Pension zu finden. Wir stellten fest, dass die „Pension Canna“ auf dem Prospekt besser ausgesehen hatte. Und die „zentrale Lage“ hatten wir uns auch nicht so vorgestellt, dass das Haus direkt an einer vielbefahrenen Straßenbahnlinie stand. Die Folgen davon wurden uns erst im Haus klar denn bei jeder Bahn die vorbeifuhr, zitterte der Boden, und zu Überhören war sie auch nicht Unser Stern hatte uns also wieder, obwohl die Zimmer doch besser waren als der erste Eindruck der Pension. Dafür wurde unsere Zimmerplanung, dadurch, dass wir 6 Personen weniger waren etwas durcheinandergeworfen. Nachdem wir uns einigermaßen wohnlich eingerichtet hatten gingen wir alle in eine nahe Pizzeria essen. Dort standen Gebäckstangen auf dem Tisch ohne Preisschild. Da wir sehr hungrig waren und annahmen, dass diese umsonst seien blieb außer ein paar Krümeln nichts übrig. Leider etwas spät wies uns Herr Bothe daraufhin, dass wir die Gebäckstangen auch bezahlen mussten. Das hätten wir nicht erwartet. Doch Conny und Kai „retteten“ uns geistesgegenwärtig. Auf dem Weg zur Toilette stand ein Tisch mit eben diesen verpackten Gebäckstangen. Conny nahm ein Päckchen mit und legte es statt der von uns geleerten auf den Tisch Als später der Kellner zum kassieren kam und fragte, ob wir von dem Tischgebäck gegessen hätten, sagte Kai ohne mit der Wimper zu zucken: „Nein, die Packung ist doch noch voll“ Dem konnte der Mann nichts erwidern. Allerdings hatte er auch keinen Grund sich zu beschweren denn ich wusste noch nicht genau, wie man Schilling in DM umrechnete und stellte später fest, dass ich ihm ein reichlich hohes Trinkgeld, etwa 6 DM gegeben hatte. Das steckte er auch locker ein und zuckte ebenfalls mit keiner Wimper.

Nach dem Essen teilten wir uns in Gruppen auf und erkundeten Wien. Dabei blieb meist eine Zimmerbelegschaft zusammen, denn ein Zimmer hatte auch nur je einen Schlüssel fair die Haustür Wir gingen in Richtung Zentrum. Jegliche Kirchen und Sehenswürdigkeiten wurden angestrahlt. Und bei jeder Kirche rief Anke: „Das ist der Stephansdom!“ und jedes Mal musste Herr Bothe ihr sagen, dass er das nicht sei. Wir kamen nur bis zur Hofburg, die auch beeindruckte. Auch eine andere Gruppe von uns hatte ihn, auch mehr durch Zufall, gefunden. Unsere Gruppe teilte sich dann noch einmal, wobei sich der eine Teil gemütlich in einer Kneipe zusammensetzte und der andere müde war und zur Pension ging um sich zur Nachtruhe zu begeben.

Dienstag 15.9.1993: Der Dienstag unserer Deutsch-Lk Abschlussfahrt begann mit dem, zumindest offiziell geplanten, Aufstehen um 7.30 Uhr (Nach den Nächten, die anderweitig genutzt wurden als zum banalen Ausschlafen, war dies unserer Empfindung nach, ein wirklich mörderischer Zeitpunkt.) Tatsächlich kam es erst um 8.30 Uhr (1 Std. später!!!) zum Essenfassen, bei dem das Programm des Tages festgelegt wurde – genauer, der für alle verbindliche Teil. Das geplante „frühe“ Aufstehen zeigte seine Logik insofern, als dass um 9.00 Uhr eine Bus – Stadtrundfahrt begann, geführt von einer attraktiven Wienerin, die uns sehr auflockernd Wien vorstellte. Für viele sicherlich motivierend, berichtete sie zum Beispiel, dass an Österreichischen Unis kaum ein Numerus Clausus existiert.

Konkret besichtigt wurden das Hundertwasserhaus, das Museumshaus Wien, das Schloss Belvedere, sowie die Kapuzinergruft.

Anschließend konnte jedermann und jedefrau den eigenen Interessen nachgehen, mit der zeitlichen Einschränkung, um 20.00 Uhr zum traditionellen Prater („The 3.rd man“) aufzubrechen. Eine Gruppe (ich setze mal die Freude unseres Tutors voraus) zog sich noch diverse Kirchen, darunter den Stephansdom, das Landgericht, das Parlamentsgebäude und den Siegmund – Freud – Park rein.

Gestärkt haben wir uns im klassischen Hotel-Cafe Sacher, wobei wir abgeschreckt wurden von. den unangemessenen astronomisch hohen Preisen. Wir lösten dieses Problem, indem wir uns zu zweit oder sogar zu dritt eine Original-Sachertorte teilten.

An diesem Punkt machten wir Bekanntschaft mit dem sogenannten Wiener „Schmäh“. Nur süßsäuerlich, aber immer noch gequält lächelnd, brachte man uns zu einem Kuchenstück die nicht vorgesehenen zwei oder drei Gabeln.

Der krönende Abschluss des Tages war der schon erwähnte Wiener Prater wobei auf der Rückfahrt unsere wirklich sehr tolerante Aufsicht etwas sauer war, da einige den geplanten Rückfahrtstermin nach hinten verschoben hatten.

Mich persönlich beschäftigte seit besonders diesem Tag die Frage: „Warum ist es nur in Wien so schön?“

Donnerstag, 17.9.1993: Den Morgen dieses Tages verbrachten wir in der Wiener Hofreitschule. Uns verging erst einmal die Laune, als wir vor dem Eingang eine Schlange von ca. 200 Leuten stehen sahen, aber irgendeine aus unserem genialen Kurs schaffte es tatsächlich, einen „Führer“ so zu belaber, dass er uns durch den Hintereingang schleuste – wir mussten keine Minute anstehen. Danach ging’s erst mal zu McDonalds, was bei einigen Leuten in den letzten Tagen zur absoluten Gewohnheit geworden war. Mittags stand dann das Hundertwasserhaus auf dem Plan. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten: einige waren fasziniert (oder sollten zumindest die faszinierten), andere rannten einmal quer durch, setzten sich auf einen Hocker und beschwerten sich über die „komischen, langweiligen Farbklekse“. ( Hallo Conny!)

Der Rest des Tages verlief eigentlich bei jedem anders: einige höhlten sich was im Supermarkt und gingen später Essen, andere fuhren in die Oper, wobei für eine bestimmte Person das Anziehen einer Strumpfhose ein echtes Problem darstellte: Nach zwei Fehlversuchen und unendlichen Flickversuchen mit Nagellack Haarspray und UHU

Freitag, 18.9.1993: Dies sollte also nun unser letzter Tag in Wien werden, der von einigen vielleicht sogar herbeigesehnt wurde. Wie jeden Morgen kostete es auch an diesem einige Überwindung aus unseren „außergewöhnlich“ bequemen Betten aufzustehen, was nach wenigen Stunden Schlaf wohl auch kein Wunder war. Nach dem Frühstück wurden gegen 9.00 Uhr erst einmal unsere Reisetaschen im Bus verstaut und gleich danach machten wir uns auf den Weg zur Hofburg, die gewisse Leute aus unserem Kurs am ersten Abend für den Stephansdom hielten (zur Belustigung einiger Wiener).

Da kein Führer aufzutreiben war, übernahm freundlicherweise Herr Bothe diese Aufgabe und erzählte uns einiges über die Geschichte der Zimmer und Säle, durch die wir liefen. Nachdem wir diese zwar interessante, aber auf Dauer ermüdende Besichtigung hinter uns hatten, war nun noch die Schatzkammer dran, für die sich einige jedoch nicht so recht begeistern konnten.

Damit war aber dann auch schon der offizielle Teil des Tages abgeschlossen und wir hatten den Rest des Tages zur freien Verfügung. Man teilte sich also, wie jeden Tag, in kleine Gruppen auf und versuchte erst mal etwas Essbares aufzutreiben, was den meisten dann bei McDonald’s gelang. Dort konnte man sogar strikte Gegner dieser fast-food Kette ausfindig machen. Der Rest des Tages wurde von den einzelnen Gruppen unterschiedlich verbracht. Einige statteten der Staatsoper noch einen Besuch ab, während andere sich die meiste Zeit am Stephansdom aufhielten oder Shopping gingen. Das Naturkundliche Museum mit seiner riesigen Teddybärausstellung stand dann bei einigen auf dem Plan, verbunden mit ausgeprägten „Spaziergängen“ durch Wien, da man mit der U-Bahn nie so genau wusste, wo man ankam.

Gegen Abend trafen wir uns dann alle in einer Pizzeria am Stephansdom, um nach einmal gemeinsam zu essen, wobei bei einigen das allerletzte Österreichische Geld draufging. Danach teilte man sich noch für kurze Zeit auf, die die meisten wohl nutzten um noch einen trinken zu gehen. Um 21.00 Uhr war dann Abfahrt, bei der sogar ALLE pünktlich am Bus waren (was blieb ihnen auch anderes übrig?). Die Rückfahrt wurde für einige ziemlich ungemütlich, aber die Müdigkeit ließ sie sogar auf dem Mittelgang schlafen. Morgens gegen 5.00 Uhr kamen wir dann (ob endlich oder leider muss jeder für sich entscheiden) wieder in Bad Nauheim an und machten uns total übermüdet auf den Weg nach Hause, um endlich mal wieder etwas Schlaf zu bekommen. Alles in allem kann man aber wohl sagen, dass unsere Abschlussfahrt trotz einiger Unstimmigkeiten Spaß gemacht hat.

Silke Eisermann

Anm. d. Red.: . und dann kam der BIBUBABUBOBU-Krankenwagen und holte sie ab.

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